20.05.-24.05. - Campingfahrt nach EbenweilerEs ist ziemlich schwierig einen Bericht zu schreiben, wenn man eigentlich noch total sprachlos ist. Alle, die dabei waren, werden mit mir einer Meinung sein: Das war ein Wochenende der absoluten Superlative. Was Claudia und Erich mit uns und für uns veranstaltet haben, ist einfach unglaublich. Die ganze Familie war mit eingespannt, ob als Verpflegungstruppe oder als Fremdenführer. Aber der Reihe nach: Nach einer Anreise bei herrlichem Wetter durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft erreichte ich den Festplatz von Ebenweiler am Mittwoch um die Mittagszeit. Es waren schon viele Camper vor mir da und hatten sich hufeisenförmig um den idyllisch gelegenen Platz aufgestellt. Zur rechten gab es eine große gepflegte Liegewiese, an deren anderem Ende ein Badeweiher und ein Häuschen mit sanitären Anlagen zur Verfügung standen. Nach der rituellen Begrüßung mit großem Hallo nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Erich schleppte ein nagelneues Festzelt herbei, das gemeinsam in der Mitte des Festplatzes errichtet wurde. In diesem Zelt fand alsbald eine Lagebesprechung statt. Erich schwor uns auf ein Marathonprogramm ein, gespickt mit Durchhalteparolen. Er erläuterte uns noch mal kurz die Tradition des Blutrittes (nachzulesen in Unterlagen, die wir bekommen haben, weswegen ich nicht mehr im Einzelnen darauf eingehe). Wir waren alle sehr gespannt auf das Ereignis mit ca. 3000 Pferden und den erwarteten 30 000 Besuchern. Am Abend machte Erich einen geführten Spaziergang mit uns durch sein Dorf, erzählte uns einiges aus der Dorfgeschichte. Ein Stopp an Erichs und Claudias Haus wurde zu einem Schnäpschen genutzt: Spezialität der Biena-Willi, der allgemeinen Zuspruch fand. Danach zogen wir schon leicht beschwingt weiter zu einer gemütlichen Dorfkneipe, wo wir alle auf der Terrasse Platz fanden. Bei Speis und Trank wurde es dann noch sehr lustig. Auf den Platz zurückgekehrt versammelte sich der harte Kern im neu errichteten Festzelt zu einem Absacker. Der erste Tag ging somit recht zünftig zu Ende. Für mich war es die erste Fahrt mit dem Club in diesem Jahr und ich war froh, so viele Camperfreunde wiederzusehen. Der nächste Tag begann zunächst ganz relaxt. Am späten Vormittag gab es einen kleinen Frühschoppen, streng nach Geschlecht getrennt; die Herren der Schöpfung bei Bier im Zelt und die Damen bei Heidi vorm Womo zum Sekt. Um 14.00 war dann Aufbruch nach Weingarten. Zuerst stand die Besichtigung der Basilika auf dem Programm, ein wirklich imposantes Gebäude, das schon von weit her sichtbar war. Wir erfahren von unserem Führer unter anderem, dass es sich um die größte Barockkirche nördlich der Alpen handelt, gemäß Baustil eigentlich ein Münster ist und die Fassade an Gebäude in Salzburg erinnert. Im Inneren sind wunderschöne Fresken zu bewundern. Mich beeindruckte vor allem, dass die Kunstwerke unter Zeitdruck angefertigt wurden, da sie nur auf einen noch feuchten Untergrund aufgemalt werden konnten; die an der Decke sogar im Liegen! Danach gab es ein feierliches Orgelkonzert, das eine ganze Stunde dauerte. Von Weingarten aus fuhren wir dann hinaus aufs Land zu einem Bauernhof, wo einige der Blutreiterpferde eine Unterstellmöglichkeit für die Nacht fanden. Die Jungs von Erich und Claudia grillten Steaks und Würstchen für uns und während wir uns stärkten, konnten wir das Eintreffen der Pferde beobachten: Einige unterm Sattel, andere vor Kutschen oder im Hänger. Schon hier zeigte sich eine Vielzahl von Pferderassen, was mich umso mehr neugierig machte auf die morgige Prozession: Da gab es neben Warmblut- und Kaltblutpferden auch Tinker, Knabstrupper, Pintos, Norweger, Friesen und anderes teils eher undefinierbares Getier. Nach dieser Landpartie ging es zurück zur Basilika nach Weingarten. Dort konnten wir auf dem Vorplatz die über Lautsprecher übertragene Festpredigt anhören. Wir statteten uns mit Kerzen aus, um an der Lichterprozession zum Kreuzberg teilzunehmen. Mit hereinbrechender Dunkelheit wurden die Kerzen angezündet und ein schier endloser Lindwurm aus Kerzenlichtern machte sich auf den Weg durch die Stadt und über den Friedhof zum Gipfel des Kreuzbergs. Beeindruckend war vor allem der Blick zurück auf die steile Treppe zur Basilika: Ein einziges Lichtermeer aus roten und weißen Kerzen, das bedächtig die Stufen herunterwogte. Auf dem Rückweg nach Ebenweiler überraschte uns ein heftiges Gewitter, der Festplatz war voll riesiger Pfützen. So begaben wir uns gleich in unsere Wagen; die bevorstehende Nachtruhe sollte ja schon in Kürze wieder enden. Die ganze Nacht über regnete es heftig und um 4 Uhr hieß es schon wieder aufstehen. Erichs Aussage, dass es am Blutritt immer regnet, schien sich zu bewahrheiten. Nichts desto trotz waren wir alle rechtzeitig auf den Beinen, um die Abfahrt nach Weingarten um 5 Uhr nicht zu verpassen. Schließlich wollten wir von Anfang an dabei sein, wenn der Blutreiter vor der Basilika die Reliquie in Empfang nimmt. Nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück in einer tollen Bäckerei zogen wir dann also zur Basilika. Unterwegs waren dann schon die ersten Reiter und Pferde zu sehen, aber auch einige Musikanten, die uns allerdings schon einen recht angeheiterten Eindruck machten! Nach der Übergabe der Reliquie an den Blutreiter beobachteten wir die Aufstellung der ersten Reitergruppen auf dem Innenhof hinter der Basilika. Nachdem sich die Prozession langsam in Bewegung setzte, suchten wir uns einen günstigen Platz am Straßenrand, um das Spektakel zu verfolgen. Jede teilnehmende Gemeinde (insgesamt über hundert) kam mit einer Musikkapelle und einer Reitergruppe, sodass sich Musik und Pferde in ständigem Wechsel den Zuschauern präsentierten. Unglaublich, ich habe noch nie so viele Pferde auf einmal gesehen, vom Shetlandpony (sehr klein) bis zum Shirehorse (riesengroß), vom Vollblüter (sehr schmal) bis zum Rheinischen Kaltblut (sehr kräftig) waren fast alle gängigen Pferderassen vertreten. Genauso abwechslungsreich, was das Exterieur betrifft, waren allerdings auch die Reiter mit Frack und Zylinder, was bei uns Mädels trotz ernsten religiösen Hintergrunds mitunter zu großer Heiterkeit Anlass gab! Später ließ dann auch der Regen nach und als wir uns zum Altar aufmachten, um die Segnung der Reliquie mitzuerleben, lachte schon wieder die Sonne. So gegen 11 Uhr verließen wir das Geschehen, da noch weitere Programmpunkte auf uns warteten. Beeindruckend war, dass selbst zu dieser fortgeschrittenen Stunde des Vormittags noch immer zahllose Gruppen von Musikern und Reitern in den Seitenstraßen warteten. Für diese hatte zu diesem Zeitpunkt die Prozession noch nicht einmal begonnen. Von Weingarten aus machten wir einen kurzen Abstecher zur Verkaufsstelle von Tekrum, wo sich die Leckermäuler unter den Campern mit Süßigkeiten eindecken konnten. Dann ging es gleich weiter zum Maifest nach Zogenweiler. Dort war ein großes Festzelt aufgebaut und drinnen herrschte bereits ausgelassener Stimmung. Viele der Spielmannszüge, die an der Prozession teilgenommen hatten, waren im Zelt bereits beisammen und eine Musikkapelle auf der Bühne sorgte für den musikalischen Rahmen. Das Angebot an Speisen und Getränken war sehr reichhaltig, sodass wir dort unser Mittagessen gemeinsam einnahmen. Immer mehr Musikanten strömten derweil ins Zelt und der Lärmpegel stieg und stieg. So lustig es in Zogenweiler auch war, bei uns machte sich dann doch allmählich Müdigkeit breit. Schließlich waren wir ja schon seit nächtlicher Stunde auf den Beinen, sodass wir nach und nach wieder auf unseren Festplatz in Ebenweiler zurückkehrten zum wohlverdienten Mittagsschläfchen. Gegen Abend luden Rudi und Brigitte zu einem Umtrunk zwecks Einweihung ihres neuen Wohnmobils ein. Danach wurde im Zelt noch gemeinsam gevespert. Trotz reger Unterhaltung waren alle rechtschaffen müde. Glücklich wegen all der neuen Eindrücke und schon gespannt auf das, was der nächste Tag bringen würde, gingen wir diesmal nicht allzu spät schlafen. Am Samstag durften wir erst mal ausschlafen. Die für 11 Uhr geplante Fahrt nach Altshausen fällt aus, da Erichs Bienen extra für uns eine Sondervorstellung gaben. Zwei Schwärme hatten sich in den Ästen von Erichs Garten um ihre Königin geschart und dort zwei große „Trauben“ gebildet. Damit die Schwärme nicht verloren gehen, musste Erich sie in eine Kiste schütteln, die an einer langen Stange befestigt war und die Bienen dann wieder in seine Bienestöcke verfrachten. Dabei war es unbedingt wichtig, dass die Königin beim Herabschütteln mit dabei ist. Wir verfolgten die Prozedur mit großem Interesse aus sicherer Entfernung; nur die ganz mutigen trauten sich an die vordere Front, als Erich und seine Tochter mit entsprechender Schutzkleidung versehen fachkundig zur Tat schritten. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Aktion folgte sogleich der nächste Programmpunkt: Eine kleine Wanderung zu Erichs Bienenstöcken. Dort erfolgten durch Erich interessante Erklärungen und Demonstrationen zur Imkerei. Unter anderem konnten wir aus nächster Nähe eine Bienenkönigin begutachten. Auch hier wurden wir wieder bestens versorgt. Es wurden Brauereigarnituren mitten auf dem Weg aufgestellt und einer von Erichs Söhnen machte köstliche Würstchen heiß und an Getränken fehlte es natürlich auch nicht. Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher zu einer Biogasanlage. Auf den Platz zurückgekehrt trauten wir unseren Augen kaum. Was war denn da los? Das Zelt war festlich geschmückt, die Tische mit weißen Tischdecken und aufwändiger Dekoration versehen. An einem Grill drehte sich ein stattliches Spanferkel. Unmengen von Getränken und anderen Köstlichkeiten wurden herbeigeschafft. Die Gerüchteküche brodelte; die Spannung stieg. Das konnte doch unmöglich alles für uns sein. Aha: und schon trafen die ersten Gäste aus der Umgebung ein. Sicherheitshalber warfen sich die Camper rasch auch noch in Schale und munkelten dabei munter weiter. Aber Claudia und Erich hielten eisern dicht. Erst beim leckeren Sektcocktail im Zelt platzte die Bombe: Claudia und Erich feiern ihren 30. Hochzeitstag! Und wir durften dabei sein! Wir konnten es kaum fassen! Was nun geboten wurde, war einfach nur fantastisch. Speis und Trank im Überfluss, hervorragende Feststimmung, ein Film von Claudias und Erichs Hochzeit, viel Gesang und Unterhaltung. Rudi führte einige lustige Sketche auf, verkleidet als Pastor. Wahnsinn! Die letzten taumelten früh um 3 Uhr in ihre Wagen. Welch ein Glück, das eigene Bett dabei zu haben. Der nächste Morgen, leider auch der Tag der Heimreise, begann geruhsam. Ganz allmählich öffnete sich eine Wohnwagentür nach der anderen. Müde Gestalten trafen sich zu einem letzten gemeinsamen Frühstück im Zelt, wobei die Lebensgeister rasch wiederkehrten. Erichs Familie war schon wieder auf dem Plan und begannen, die Spuren des opulenten Festes zu beseitigen. Gemeinsam wurden die letzten Aufräumarbeiten in Angriff genommen und bald schlug für die meisten die Stunde des Abschieds. Liebe Claudia, lieber Erich! Ich glaube ich übertreibe nicht, wenn ich im Namen aller Teilnehmer sage: Das war einmalig! Ich durfte schon viele schöne Fahrten mit dem Club machen, aber das hat alles bisher Erlebte bei weitem übertroffen. Ganz, ganz lieben Dank an Euch und Eure ganze Familie, die unermüdlich um unser Wohl besorgt im Einsatz waren. Wir werden dieses verlängerte Wochenende wohl nicht so schnell vergessen und noch oft mit großer Freude an alle Eindrücke und Erlebnisse zurückdenken. Bericht: A.Stolleis |
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